Rudolf Bunzel, Jurist und Kunstmaler

Rudolf Bunzel kommt am 13. April 1861 als Sohn des 1817 geborenen Großkaufmanns Samuel Bunzel und der 1830 geborenen Marie Leipen zur Welt. Der Vater, Sohn des Markus Emanuel und der Helena, geborene Schwabach, ist Inhaber eines 1850 begründeten renommierten „Manufakturwaaren“-Geschäftes „Samuel Bunzel“. Samuel Bunzel heiratet ein Jahr später (1851) Marie Leipen. Die Familie gehört zum gut situierten und gebildeten Bürgertum.

 

Nach Angaben von Rudolf Bunzel hat er 13 Geschwister, wovon vier im jugendlichen Alter sterben. Zu elf, fünf älteren und drei jüngeren Schwestern sowie einem älteren und zwei jüngeren Brüdern, sind Unterlagen auffindbar; alle Kinder der Familie Samuel Bunzel sind in Prag geboren. 

 

Die zehn Jahre ältere Schwester Mathilde, 1851 geboren, heiratet Josef Zeilinger, hat mit ihm eine Tochter Elsa und zwei Söhne, Georg und Emil, lebt in Wien und stirbt dort 1936 mit 85 Jahren. Die Grabstätte des Ehepaares Mathilde und Josef Zeilinger befindet sich auf dem Zentralfriedhof Wien. 

 

Die zweitälteste, 1852 geborene Schwester Johanna, genannt Jenny, stirbt 1881 mit nur 29 Jahren in Prag.  

 

Pauline, genannt Paula, 1854 zur Welt gekommen, lebt später ebenfalls in Wien; sie stirbt dort 1935 im Alter von 81 Jahren und ist ebenfalls auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

 

Der fünf Jahre ältere Bruder Wilhelm, 1856 geboren, stirbt 1896 in seiner Heimatstadt Prag mit nur 40 Jahren. Zunächst hatte die Mutter, Marie Bunzel, nach dem Tod des Vaters Samuel von 1878 bis 1891 die Leitung der Schnittwarengroßhandlung übernommen. Samuel war nur 61 Jahre alt geworden. Dann übergab sie an ihren Sohn Wilhelm. Nach Wilhelms frühem Tod wird nach seinem Willen eine namhafte Stiftung für verarmte Kaufleute gegründet. Jetzt übernehmen vorübergehend die Geschwister Fritz und Paula Bunzel, die bereits Geschäftsführerin war, gemeinsam die Betriebsleitung. 1897 wird die Firma an „Oplatka und Wolf“ veräußert. Wilhelms Grab liegt auf dem Friedhof Prag-Zizkov; neben ihm wird 14 Jahre später Mutter Marie Bunzel beigesetzt.

 

Die 1857 geborene Ottilie verzieht ebenfalls nach Wien und tritt dort 1911 aus dem mosaischen Glauben aus. Ottilie ist des Öfteren in Südtirol in Urlaub und in Bad Ischl in der Kur, wie auch ihre Geschwister Fritz und Paula. Über ihren Lebensweg ist sonst nichts bekannt; der Todestag konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.  

 

Die 1858 zur Welt gekommene Emilie heiratet den 1851 geborenen Josef Heinrich Pereles. Es ist anzunehmen, dass das Ehepaar aus dem Judentum ausgetreten ist; jedenfalls nennt sich die Familie später Perner. Emilie stirbt 1913 mit 55 Jahren in Königliche Weinberge, einem 1922 eingemeindeten Stadtteil von Prag. Sie hinterlässt ihren Ehemann und vier erwachsene Kinder, Ernst, Margarete, verheiratete Vogl, Alice, verheiratete Gerstl, und Franz. Die Kinder Wilhelm und Gustel waren schon vor ihrem Tod in jungen Jahren verstorben. Der Ehemann von Emilie, Josef Heinrich Perner, stirbt 1918 im Alter von 66 Jahren.   

 

Der 1862 geborene jüngere Bruder Friedrich Samuel (Fritz) studiert ebenfalls an der Deutschen Universität Prag und wird Arzt. Dr. Fritz Bunzel zieht im Januar 1911 nach Wien und tritt im gleichen Jahr aus dem Judentum aus und nennt sich Fritz Viktor Bunzel. Er ist Alpinist (im Deutschen und Österreichischen Alpenverein), hält Vorträge und schreibt Artikel über die Bergwelt, und begleitet 1913 sogar den König von Sachsen auf dessen Bergwanderungen. Es ist nicht bekannt, wie alt er wird.  

 

Schwester Helene, 1864 geboren, heiratet Johann Kohn. Beide nehmen später den Namen Korst an. Auch bei ihnen ist davon auszugehen, dass sie sich vom Judentum entfernt haben. Ihr 1884 in Wien geborener Sohn, Dr. jur. Karl Korst, tritt 1909 jedenfalls offiziell aus dem Judentum aus und heiratet im gleichen Jahr die 1883 geborene, nichtjüdische Blanche Desbalmes. Johann Korst stirbt 1926 im Alter von 70 Jahren und ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben, Helenes Todestag ist nicht bekannt.   

 

Der jüngste der Brüder von Rudolf Bunzel, der 1866 geborene Ernst, stirbt schon als Säugling im März 1867.

 

Die 1867 geborene Berta stirbt 1892 mit nur 25 Jahren in Prag.

 

Die jüngste Schwester Alice kommt 1872 zur Welt. Sie heiratet Otto Berger, hat mit ihm zwei Kinder, Marianna und Hans, und lebt in Wien. Von ihr wird später noch die Rede sein.  

 

Der Vater, Samuel Bunzel, stirbt 1876 im Alter von nur 59 Jahren. Die Kinder sind zwischen vier und 25 Jahren alt; Rudolf ist 15 und noch Schüler (vermutlich) an der Prager Handelsakademie.  

 

Rudolf Bunzel studiert 1879 bis 1885 Jura an der Prager Deutschen Universität. Danach ist er zunächst als Adjunkt (Gehilfe) des Prager Finanz-Prokurators tätig, welcher seinerzeit ein nur in der Rechtspflege Österreichs übliches, vorwiegend der Verteidigung der Republik Österreich vor den Zivilgerichten dienendes Amt ausübte. Rudolf lebt 1909 noch oder wieder in Prag in der Korngasse 48 und ist – zusammen mit seinem Bruder Fritz und seiner Schwester Paula – unter anderem ordentliches Mitglied des deutschen naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins für Böhmen „Lotos“. „Lotos“, zunächst eine in der Freiheitsbewegung 1848 entstandene Studentenverbindung, war eine der Popularisierung der Wissenschaft verpflichtete Gesellschaft, die mit Vortragszyklen, Hochschulkursen und Aufsätzen in ihrer Vereinszeitschrift viele Hochschullehrer unter ihrem Dach vereinte und ein bedeutender Kulturträger ihrer Zeit war. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sie sich auch der Bewegung der „University Extension“ verschrieben, eine der Wurzeln der modernen Erwachsenenbildung neben denen der Arbeiterbewegung.   

 

Im November 1910 stirbt Rudolfs Mutter Marie Bunzel im Alter von 80 Jahren. Bei ihrer Beerdigung hält der Prager Oberrabbiner, Dr. Nathan Ehrenfeld, die Trauerrede und es erweisen ihr viele Persönlichkeiten der Prager Stadtgesellschaft die letzte Ehre. Ihr Grab befindet sich auf dem Prager Neuen Jüdischen Friedhof.   

 

Rudolf Bunzel zieht zu dieser Zeit wieder für kurze Zeit nach Wien und ist anschließend ab 1911 in München wohnhaft. Er gibt an, als Kunstmaler, Erfinder und Organisator tätig zu sein und wohnt in der Pienzenauerstraße 2 im 3. Stock im Herzogpark (Bogenhausen). In unmittelbarer Nachbarbarschaft lebt Thomas Mann mit Familie in der Mauerkircherstraße 13, 2. Stock. 

 

Es ist wohl diesem Umstand zu verdanken, dass – so wird von Kennern der Materie jedenfalls vermutet – der Maler Rudolf Bunzel im „Tod in Venedig“ einen kurzen Auftritt hat, aus dem vorstellbar wird, wie er aussah. Er wird als etwas sonderlicher rothaariger Mann beschrieben, „…durchaus nicht bajuwarischen Schlages: wie denn wenigstens der breit und gerade gerandete Basthut, der ihm den Kopf bedeckte, seinem Aussehen ein Gepräge des Fremdländischen und Weitherkommenden verlieh […]. So […] hatte seine Haltung etwas herrisch Überschauendes, Kühnes oder selbst Wildes“.   

 

Werke von Rudolf Bunzel sind in München nicht explizit nachzuweisen, jedoch in Wien. Wann genau Rudolf Bunzel zu malen begann und ob er eine künstlerische Ausbildung genoss, ist jedoch ungewiss. 

 

In der 194. Kunstauktion im April 1904 von C.J. Wawra in der Wiener Dorotheergasse sind 15 Werke des „Landschafts- und Marinemaler Rudolf Bunzel“ versteigert worden. Im Katalog findet sich auch eine Beschreibung seines Malstiles sowie eine Auflistung dieser Werke. Im Text heißt es unter anderem, dass seine im Naturstudium in Südtirol und Italien entstandenen Arbeiten „… von Francesco Sartorelli, zur Zeit Italiens größtem Landschafter, in schmeichelhaftester Weise belobt und hoch bewertet wurden.“ Sartorellis Oeuvre zumindest erfährt noch heute überaus große Wertschätzung bei Liebhabern und Kennern der Landschaftsmalerei. Rudolf Bunzel muss in Wien demnach immerhin einen Namen in der Kunstwelt gehabt haben. Auch steht in der Neuen Wiener Zeitung vom 23. Dezember 1908 in einem Artikel über „die erste größer angelegte Wiener Ausstellung“ des Österreichischen Künstlerbundes der Satz „Rudolf Bunzel hat diesmal Landschaftsstudien ausgestellt.“   

 

Die beiden Balkankriege in dieser Zeit, 1912 und 1913, mit dem einhergehenden massenhaften Mord und Totschlag der sechs Kriegsparteien, hinter denen jeweils eine Großmacht stand, werden gemeinhin als Vorläufer und Wegbereiter des 1. Weltkriegs gedeutet. Das „Pulverfass Balkan“ beschäftigte aber auch die Kunstwelt stark. So hat etwa Franz Marc mit seinem Bild „Die Wölfe“ 1913 gegen das Morden auf dem Balkan ein Zeichen setzen wollen. Und die Fackel Nr. 370/371 vom 5. März 1913 berichtet: „Maler Dr. Rudolf Bunzel hat den Reinerlös seiner zwei Säle im adaptierten Kunstausstellungsgebäude des Deutschen Künstlerverbandes in München umfassenden Kollektivausstellung für die in Not Hinterbliebenen der Kriegsopfer am Balkan gewidmet.“ Von dieser Kunstausstellung existiert noch ein vollständiger Katalog.   

 

Im Oktober 1930 tritt Dr. Rudolf Bunzel aus dem Judentum aus. 1932, nach über 20 Jahren in der Pienzenauerstraße zieht er in die 700 m entfernte Maria-Theresia-Straße 8/I bei Waldner, acht Monate später auf die andere Isarseite, in die Reitmorstraße 52 ins Lehel, wieder zusammen mit den Hauptmietern Hilda und Joseph Waldner. Die Witwe Hilda Waldner hatte von ihrem Mann Moritz nach dessen Tod 1928 das Haus übernommen. Ihr Sohn Joseph lebt – mit nur einer kurzen Unterbrechung von einem halben Jahr – bei ihr. In diesem halben Jahr heiratet der 38-jährige am 30. Dezember 1930 die 30-jährige Lilli Ludwiga Mayer; die Ehe wird aber bereits nach einem dreiviertel Jahr, am 1. Oktober 1931, geschieden. Joseph Waldner ist bereits ab Mitte Juni 1931 wieder bei seiner Mutter gemeldet.

 

Dr. phil. Joseph (Josef) Waldner findet sich im „Verzeichnis der gewerbepolizeilich gemeldeten jüdischen Gewerbetreibenden in München“ vom 15.2.1938 - ohne seinen Doktortitel. Er betreibt gemäß diesem Verzeichnis eine „Vermittlung von Ein- und Verkäufen“. Er ist wie Rudolf Bunzel ebenfalls Künstler, Musiker, und arbeitet auch als Kaufmann und Makler. Als die Verdienstmöglichkeiten für jüdische Münchner durch die NS-Verordnungen und -gesetze immer mehr eingeschränkt werden, verdient er sich unter anderem bei Aufführungen des nur von 1935 bis 1937 bestehenden „Marionettentheaters Münchner jüdischer Künstler“ im jüdischen Kulturbund durch sein begleitendes Klavierspiel etwas für den Lebensunterhalt hinzu. 

 

Man kann davon ausgehen, dass Dr. Rudolf Bunzel und Dr. Joseph Waldner befreundet sind. 

 

Ein gutes Jahr später wohnt Dr. Rudolf Bunzel ab Mai 1934 wieder in seinem alten Viertel Herzogpark in der Poschingerstraße 2 im Erdgeschoß einer 1908 erbauten herrschaftlichen Villa in schönster Lage an der Isar. Der Architekt Eugen Drollinger hatte sie für den Freiherrn von Gumppenberg errichtet. Thomas Manns 1913 entstandene, von den Münchner Architekten-Brüdern Alois und Gustav Ludwig sehr ähnlich gestaltete benachbarte Villa, die „Poschi“, hatte die Hausnummer 1 (seit 1955 Thomas-Mann-Allee Nr. 10).   

 

Die Zeiten ändern sich nun dramatisch; für die jüdische Bevölkerung Münchens gibt es mehr und mehr Einschränkungen; die Lage wird bedrohlicher. Sie werden ihrer bürgerlichen Rechte beraubt, oft auch ihrer wirtschaftlichen Existenzgrundlage, in jeder Hinsicht benachteiligt und ausgegrenzt, angefeindet, isoliert und mit das alltägliche Leben einschränkenden Gesetzen, Erlassen und Verordnungen schikaniert, verbal und bald auch tätlich angegriffen. In den Tagen des Novemberpogroms werden rund 1000 jüdische Münchner ins KZ Dachau verschleppt, viele werden dort ermordet oder sterben nach der Entlassung an den Misshandlungen; weitere nehmen sich aufgrund dieser gewalttätigen und angstmachenden Vorkommnisse das Leben. Wer kann, versucht ins rettende Ausland zu gelangen.   

 

Für Rudolf Bunzel ändert sich im Herzogpark im Herzogpark alles ebenso zum Schlechten. Nebenan, in der hochherrschaftlichen Villa der enteigneten Familie von Thomas Mann, ist bereits seit Frühjahr 1938 der „Lebensborn“ eingezogen. Nach der Kündigung des „Lebensborn“ zum Jahresende 1939, weil es Streit wegen der Renovierungskosten gibt, ziehen dort drei Familien ein, die Familienoberhäupter allesamt hohe NS-Parteifunktionäre.   

 

Am 16. Oktober 1939 wird der inzwischen 78-jährige Dr. Rudolf Bunzel von Polizeikräften in seiner Wohnung verhaftet und von einem der Polizisten als „Juden-Lausekerl“ beschimpft. Er wird nach § 80,2 (dem so genannten „Gemeingefährlichkeits“-Paragraphen) in die Universitäts-Nerven-Klinik in der Nußbaumstraße gebracht. So eine Einweisung wurde oft durch die Nachbarschaft oder vom sonstigen sozialen Umfeld und somit von medizinischen Laien initiiert. Insbesondere zu Kriegsbeginn gab es enorm viele Einweisungen aus „Sicherheitsgründen“.   

 

In der Klinik wird er zunächst auf seinen körperlichen Gesundheitszustand hin ärztlich untersucht; es wird eine „Krankheitsgeschichte“ mit Familien-Anamnese erstellt, eine „Intelligenzprüfung“ vorgenommen. Es heißt in diesen Papieren, sein Ernährungszustand sei schlecht, seine Kräfte seien reduziert. Es wird dem 78-jährigen „Cerebralsklerose“, „Gedächtnisschwäche“ und „senile Demenz“ attestiert. Er sei „arbeitsunfähig“ und „infolge seiner Lebensuntüchtigkeit“ sei „eine Verwahrung wohl sehr empfehlenswert“. Er wird nicht – wie dies seinem Zustand in diesem Alter gemäß wäre - in ein Altersheim eingewiesen, sondern von der Nußbaumstraße am 2. November 1939 „auf ärztliche Veranlassung“, neben der Diagnose ist noch einmal „ungeheilt“ und „arbeitsunfähig“ vermerkt, in die so genannte Heilanstalt Eglfing-Haar verlegt. 

 

Am 10. Juli 1940 wird er wegen „Geisteskrankheit“ laut Mitteilung des Amtsgerichtes München, entmündigt, so lautet jedenfalls der Eintrag, der auf dem polizeilichen Meldebogen vermerkt ist.   

 

Von Eglfing-Haar wird er mit vermutlich 193 anderen jüdischen Patienten am 20. September 1940 per Zug in die T 4- Tötungsanstalt Schloß Hartheim bei Linz deportiert und am Ankunftstag oder an einem der folgenden Tage ermordet. Der genaue Tötungszeitpunkt lässt sich nicht mehr feststellen. Es kann sein, dass Rudolf Bunzel noch kurze Zeit in der „Zwischenanstalt“ Niedernhart untergebracht war. Niedernhart hatte die Funktion einer Zwischen- und Sammelanstalt für die Tötungsanstalt Hartheim, was zusätzlich der Verschleierung gegenüber den Angehörigen und der Täuschung der Öffentlichkeit diente. Die Dauer des Aufenthalts der Kranken vor ihrer Ermordung richtete sich „nach Maßgabe der Kapazitäten der Tötungseinrichtung“. 

 

Der 79-jährige Rudolf Bunzel erleidet zusammen mit seinen Leidensgenossen den qualvollen Tod mit Kohlenmonoxid in der Gaskammer der Tötungsanstalt.   

 

Schwester Helene Korst wird am 28. April 1941 von Wien ins Ghetto Łódź (Litzmannstadt) deportiert und am 8. September 1942 im Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) im Alter von 78 Jahren im Gaswagen auf gleiche Weise wie ihr Bruder Rudolf ermordet. 

 

Ihr Sohn, der Jurist Dr. Karl Korst, überlebt, da er in so genannter „privilegierter Mischehe“ lebt. Nach 1945 wird er Oberlandesgerichtsrat und stirbt 76-jährig im Oktober 1960. Er und seine sechs Monate vor ihm verstorbene Ehefrau Blanche sind auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. 

 

Der 1916 geborene Enkel von Helene, Sohn von Karl und Blanche, Prof. Dr. Helmut Hans Korst, eine Kapazität im Fach Maschinenbau, ist in die USA ausgewandert und stirbt 2012 mit 96 Jahren in Champaign, Illinois. Er hinterlässt, wie in einem ehrenden Zeitungsnachruf zu lesen ist, neben seiner Ehefrau, fünf Kinder, neun Enkel und bis dato vier Urenkel.   

 

Die jüngste Schwester Alice Berger stirbt 1941 im Alter von 69 Jahren unter ungeklärten Umständen. Sie wird im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als Schoah-Opfer geführt. Sie ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben, wo sich auch das Grab ihres bereits 1913 mit 53 Jahren verstorbenen Ehemannes befindet. 

 

Hilda Waldner, in deren zwei Wohnungen Rudolf Bunzel von Mitte 1932 bis Mai 1934 mit lebte, wird am 10. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und kommt dort am 3. März 1943 im Alter von 73 Jahren um. 

 

Ihr Sohn, Dr. Joseph Waldner, wird drei Tage später, am 13. Juli 1942 mit dem so genannten „Straftransport“, so genannt, weil einige der Leidensgefährten direkt aus Haftanstalten kamen, nach Auschwitz deportiert. Von dieser Deportation sind keine Überlebendenden bekannt. Zu diesem Zeitpunkt ist er 49 Jahre alt.

 

Ilse Macek