MÜNCHNER WEG DER ERINNERUNG

Münchner Gedächtnisort: Familie Fränkel

Während unseres Projekts Andenkenpflege auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München sind wir auch auf das Grab von Hugo Fränkel und seinen Eltern gestoßen. Nach unseren Arbeiten ist es wieder möglich seinen Namen zu lesen.
Während unseres Projekts Andenkenpflege auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München sind wir auch auf das Grab von Hugo Fränkel und seinen Eltern gestoßen. Nach unseren Arbeiten ist es wieder möglich seinen Namen zu lesen.

Hugo Nathan Fränkel wird am 30. Juni 1868 in München geboren. Seine Eltern, der Privatier Ferdinand Fränkel und Sophie, geborene Fraenkel, leben in München. Der Vater Ferdinand stirbt mit 74 Jahren im Jahr 1916, die Mutter Sophie mit 72 im Jahr 1921. Ihr Grab befindet sich auf dem Neuen Israelitischen Friedhof.

 

Hugo Nathan hat fünf jüngere Geschwister. Jeanette ist schon als Säugling verstorben, Benedikt im Alter von einem Jahr, Arthur im Alter von zwei Jahren. Der fast 10 Jahre jüngere Robert und die 12 Jahr jüngere Louise Clementine erreichen das Erwachsenenalter. Robert, am 11. Januar 1878 geboren, besucht das Humanistische Gymnasium und studiert Chemie. Von 1900 an hält er sich drei Jahre in der Schweiz auf. Er wird Bankbeamter und bleibt ledig. Von 1914 bis 1918 ist er Weltkriegsteilnehmer. Die 12 Jahre jüngere, am 28. Februar 1880 geborene Schwester von Hugo, Louise Clementine, heiratet mit 27 Jahren den 35-jährigen Internisten und Sanitätsrat Dr. Bernhard (Baruch) Perlmutter. Sie bekommen 1911 einen Sohn, Nikolaus Karl.

 

Hugo Nathan hat zusammen mit der nichtjüdischen Luise Alleze, die am 12. März 1866 in Thaining im Kreis Landsberg zur Welt gekommen ist, eine Tochter, Aloisia Louise, nach ihrer Tante Louise Perlmutter ebenfalls Lulu genannt, geboren am 29. November 1893 in München. Hugo ist bei der Geburt der Tochter 25 Jahre alt. Am 11. Juli 1907, Hugo ist nun 39, heiraten Hugo Fränkel und Luise Alleze in London; das gemeinsame Kind, Lulu, ist 13 Jahre alt. Familie Fränkel lebt nach der Hochzeit in der Kaufingerstraße 15 im 2. Stock, nach zwei Monaten erfolgt der Umzug in die Theresienstraße 80 in der Maxvorstadt um; die drei Fränkels wohnen in Untermiete bei Buchner. Ab Juli 1909 leben sie 23 Jahre lang in der Franz-Joseph-Straße 11 in Schwabing, bevor Hugo 1932 Hauptmieter der Wohnung im 3. Stock des Hauses Nummer 33 wird. Hugo Fränkel ist nun einigermaßen wohlhabend; die Geschäfte gehen gut.

 

Hugo Fränkel ist Getreidegroßhändler und zusammen mit Hugo Bloch Inhaber und Betreiber der Getreidegroßhandlung Einstein & Fränkel am Maximiliansplatz 22. Außerdem ist er Honorarkonsul von Uruguay; zu dieser Zeit werden vorwiegend Kaufleute wegen ihrer Fähigkeit zum Aufbau von Handelsbeziehungen zu ehrenamtlichen Konsuln ernannt.

 

Im Juni 1919 heiratet die 25-jährige Tochter Louise in Bad Reichenhall den 1884 geborenen, aus Würzburg stammenden Kaufmann Hans Kissenberth und bekommt am 20. November 1920 den Sohn Erich Otto; Tochter Ruth kommt im Dezember 1923 zur Welt. Ab Oktober 1932 leben die Kinder und ihre Mutter im Haushalt der Großeltern, Emil und Luise Fränkel, um die Ehe von Tochter Louise steht es schlecht.

 

Hugo Bloch, der Geschäftspartner von Emil Fränkel, wird im Juni 1934 im Konzentrationslager Dachau ermordet. Dessen Frau Berta, geborene Gutmann, wird im Januar 1939 zusammen mit ihrem 1908 geborenen Sohn Hans die Emigration nach Rio de Janeiro glücken.

 

Hugo Fränkel stirbt am 16. April 1935 in München im Alter von 66 Jahren. Die Todesursache ist nicht bekannt.

 

Die Ehe von Tochter Louise mit Hans Kissenberth wird im Oktober 1935 geschieden. Von nun an werden auch regelmäßig Zimmer der Wohnung in der Franz-Joseph-Straße vermietet; Louise Kissenberth betreibt eine Ehevermittlung in der Ludwigstraße 17b, 3. Stock. Die wirtschaftliche Lage für die Witwe Luise Fränkel und ihre Tochter hat sich rapide verschlechtert.

 

Der Bruder von Emil, Robert Fränkel, Weltkriegsteilnehmer von 1914 bis 1918, bleibt von keiner der nationalsozialistischen Gewalttaten an der jüdischen Bevölkerung verschont. Er wohnt ab Februar 1934 in Schwabing in der Isabellastraße 13, 2. Stock. Am 10. November 1938 wird er in so genannte „Schutzhaft“ genommen und mit rund 1.000 anderen jüdischen Münchnern ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Dort wird er am 25. November wieder entlassen. Im Februar 1939 zieht er ins Haus Nr. 29 in der Isabellastraße. Im September 1941 wird er gezwungen, in ein so genanntes „Judenhaus“ in der Maxvorstadt, Richard-Wagner-Straße 11, umzuziehen. Dort muss er auf engstem Raum hausen, denn von normalem Wohnen kann nicht die Rede sein. Dieses Haus hatte seit 1901 dem 1933 bzw. 1938 verstorbenen Ehepaar Emil und Jenny Zeckendorf gehört; der Sohn Walter emigriert im Dezember 1938 in die USA, der Tochter Nelly gelingt dies noch im Oktober 1941, sie kann nach Kuba fliehen. Aus diesem Haus muss Robert Fränkel im Januar 1942 nach Berg am Laim in das Internierungslager Clemens-August-Straße 9 umziehen. Seine letzte Station ist ab 1. April 1942 das Barackenlager an der Knorrstraße 148 in Milbertshofen. Von dort wird er drei Tage später in der zweiten großen Deportation von München nach Piaski und von dort im Mai 1942 „mit unbekanntem Ziel“ verschleppt und ermordet. Er ist zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt.

 

Ein Teil der Familie von Bernhard kann fliehen, sein Bruder, Dr. Alfred Perlmutter, glückt mit seiner Frau Sissi Mathilde, geborene Seligmann, im März 1939 die Emigration nach Jerusalem. Die Schwiegermutter Ernestine Seligmann, geborene Perlmutter, kann im November 1939 folgen.

 

Dem Neffen von Hugo Nathan, Dr. Nikolaus Karl Perlmutter, der wie sein Vater Mediziner ist, glückt im September 1938 mit seiner Ehefrau Dora, geborene Neuburger, die Emigration nach New York. Nikolaus dient im 2. Weltkrieg als Colonel in der US-Army. Das Ehepaar Nick und Dorle Perlmutter, wie sie sich nennen, bekommt zwei Kinder, Barbara und James Gustav, und lebt später in Savannah in Georgia. Nick Perlmutter stirbt am 28. April 1976 in Colorado Springs kurz vor seinem 65. Geburtstag. Seine Frau Dorle stirbt am 7. März 1999 in Grand Junction, Colorado, im Alter von 87 Jahren.

 

Hugo Nathans Ehefrau Luise Fränkel, geborene Alleze, überlebt den Krieg und stirbt am 23. Februar 1956 in München, einen Monat vor ihrem 90. Geburtstag.

 

Ilse Macek

 

Er wohnt ab Februar 1934 in Schwabing in der Isabellastraße 13, 2. Stock. Am 10. November 1938 wird er in so genannte „Schutzhaft“ genommen und mit rund 1.000 anderen jüdischen Münchnern ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Dort wird er am 25. November wieder entlassen. Im Februar 1939 zieht er ins Haus Nr. 29 in der Isabellastraße. Im September 1941 wird er gezwungen, in ein so genanntes „Judenhaus“ in der Maxvorstadt, Richard-Wagner-Straße 11, umzuziehen. Dort muss er auf engstem Raum hausen, denn von normalem Wohnen kann nicht die Rede sein. Dieses Haus hatte seit 1901 dem 1933 bzw. 1938 verstorbenen Ehepaar Emil und Jenny Zeckendorf gehört; der Sohn Walter emigriert im Dezember 1938 in die USA, der Tochter Nelly gelingt dies noch im Oktober 1941, sie kann nach Kuba fliehen. Aus diesem Haus muss Robert Fränkel im Januar 1942 nach Berg am Laim in das Internierungslager Clemens-August-Straße 9 umziehen. Seine letzte Station ist ab 1. April 1942 das Barackenlager an der Knorrstraße 148 in Milbertshofen. Von dort wird er drei Tage später in der zweiten großen Deportation von München nach Piaski und von dort im Mai 1942 „mit unbekanntem Ziel“ verschleppt und ermordet. Er ist zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt.

Die Schwester von Hugo Nathan Fränkel, Louise Clementine, wird am 10. Juli 1942 aus dem Internierungslager in Berg am Laim mit ihrem Mann, dem Internisten und Sanitätsrat Dr. Bernhard (Baruch) Perlmutter, und dessen Schwester Helene Lina Harburger nach Theresienstadt deportiert. Helene Linas Mann, der Justizrat Dr. Isidor Isaac Harburger, hatte im März 1941 Suizid verübt. Bis zur Deportation hatte Dr. Bernhard Perlmutter noch Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof leisten müssen. Er kommt ein Jahr später im Juli 1943 im Alter von 71 Jahren in Theresienstadt um; auf der Todesanzeige ist als Grund „Entkräftung“ vermerkt. Schwester Louise Clementine wird am 12. Oktober 1944 von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert und dort im Alter von 64 Jahren ermordet. Die Schwägerin Helene Harburger kommt mit 69 Jahren im Februar 1944 in Theresienstadt ums Leben.

Dr. Bernhard (Baruch) Perlmutter


Die Schwester von Hugo Nathan Fränkel, Louise Clementine, wird am 10. Juli 1942 aus dem Internierungslager in Berg am Laim mit ihrem Mann, dem Internisten, Sanitätsrat Dr. Bernhard (Baruch) Perlmutter und dessen Schwester Helene Lina Harburger nach Theresienstadt deportiert.

 

Helene Linas Mann, der Justizrat Dr. Isidor Isaac Harburger, hatte im März 1941 Suizid verübt. Bis zur Deportation hatte Dr. Bernhard Perlmutter noch Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof leisten müssen. Er kommt ein Jahr später, im Juli 1943, im Alter von 71 Jahren in Theresienstadt um; auf der Todesanzeige ist als Grund „Entkräftung“ vermerkt.

 

Schwester Louise Clementine wird am 12. Oktober 1944 von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert und dort im Alter von 64 Jahren ermordet. Die Schwägerin Helene Harburger kommt mit 69 Jahren im Februar 1944 in Theresienstadt ums Leben.

Ein Teil der Familie von Bernhard kann fliehen, sein Bruder, Dr. Alfred Perlmutter, glückt mit seiner Frau Sissi Mathilde, geborene Seligmann, im März 1939 die Emigration nach Jerusalem. Die Schwiegermutter Ernestine Seligmann, geborene Perlmutter, kann im November 1939 folgen.

 

Dem Neffen von Hugo Nathan, Dr. Nikolaus Karl Perlmutter, der wie sein Vater Mediziner ist, glückt im September 1938 mit seiner Ehefrau Dora, geborene Neuburger, die Emigration nach New York. Nikolaus, dient im 2. Weltkrieg als Colonel in der US-Army. Das Ehepaar Nick und Dorle Perlmutter, wie sie sich nennen, bekommt zwei Kinder, Barbara und James Gustav, und lebt später in Savannah in Georgia. Nick Perlmutter stirbt am 28. April 1976 in Colorado Springs kurz vor seinem 65. Geburtstag. Seine Frau Dorle stirbt am 7. März 1999 in Grand Junction, Colorado, im Alter von 87 Jahren.

 

Hugo Nathans Ehefrau Luise Fränkel, geborene Alleze, überlebt den Krieg und stirbt am 23. Februar 1956 in München, einen Monat vor ihrem 90. Geburtstag.

 

Bilder: Stadtarchiv München