julius seger

Julius Peter Seger wird am 28. September 1876 in Krinetz in Böhmen geboren.

 

Seine schauspielerische Laufbahn beginnt 1897 in Bad Reichenhall. Nach mehreren Jahren der Theater-Wanderschaft, zieht der 29-jährige Mime Seger im Juni 1906 nach München. Hier steht er zunächst am Vereinigten Theater auf der Bühne, und von 1913 bis 1916 am Münchner Schauspielhaus. 

 

Ab 1926 bis zu seinem Auftrittsverbot 1933 gehört er zum festen Ensemble der Münchner Kammerspiele. Er verkörpert hier meist die kleinen Rollen. Zuletzt spielt er im Mai 1933 den Diener im Staatsrat in „Spiel um den Staat“ von Josef Wenter. 

 

Ab März 1941 muss Julius Peter Seger Zwangsarbeit leisten, u.a. beim Bau des Barackenlagers in Milbertshofen.

 

Am 17. Juli 1942 wird Julius Peter Seger im Alter von 65 Jahren nach Theresienstadt deportiert, von wo er am 18. Dezember 1943 nach Ausschwitz weitertransportiert wird. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt. 

 

Die Direktionssekretärin der Kammerspiele Centa Ostermeier erinnert sich an das Schicksal Julius Peter Segers:

„Schon sehr bald musste Julius Seger in Milbertshofen und noch weiter entfernt gelegenen Orten auf dem Bau arbeiten, Kohle schaufeln und sonstige ‚einschlägige‘ Arbeiten verrichten. Er musste den Judenstern tragen, und da er als Jude nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren durfte, musste er jeden Tag den weiten Weg von der Herrnstraße - er wohnte zwei Häuser vom Bühneneingang der Kammerspiele entfernt - bis nach Milbertshofen hin und zurück zu Fuß gehen, immer der Gefahr ausgesetzt, von irgendwelchen Rowdies angegriffen zu werden. Doch stets war er heiter, beinahe fröhlich, und es schien, als ob all‘ diese Schikanen den Menschen Julius Seger überhaupt nicht erreichen würden.

 

Am 10. Juli 1942 wurde er am frühen Vormittag von zwei SS-Schergen mit dem Auto abgeholt. Alice Intervies, seine langjährige Verlobte, und ich, Centa Ostermeier, waren Zeugen. Er lächelte uns tapfer zu, so als wolle er uns ermutigen; wie uns beiden zumute war, brauche ich nicht zu schildern. – Er kam erst mit einem Transport nach Theresienstadt und dann später nach Auschwitz. Seine letzte Nachricht aus Auschwitz erhielten wir am 9. Juni 1944 – von da ab hörten wir nichts mehr von ihm.“

 

Eva König